Bewahre die Glut, nicht die Asche.
Cicero (106 - 43 v. Chr.), röm. Philosoph
Paartherapie
Konflikte in Ehe und Lebensgemeinschaft stellen eine gravierende Beeinträchtigung von Lebensqualität und Gesundheit dar. Oft glaubt man, die Auflösung der Beziehung wäre die einzige Lösung. Häufig stellt sich dann aber heraus, dass sich in der nächsten Partnerschaft die gleichen Themen stellen. Im Idealfall arbeitet die Verhaltenstherapeutin mit dem Paar an der Verbesserung der Wahrnehmung des Partners, der eigenen Einstellungen, Gefühle und Verhaltensweisen, Kommunikationsstörungen werden identifiziert. Es ist aber auch durchaus zielführend, mit nur einem der Betroffenen daran zu arbeiten, sich im Rollenspiel von nicht zielführenden Automatismen zu verabschieden, Probleme neu zu bewerten und zu lösen. Wenn ein Paar lernt, wieder zu kooperieren, unterschiedliche Wünsche wahrzunehmen und mitzuteilen, kann dies für die persönliche Freiheit mehr beitragen als eine Trennung.
Der gesellschaftliche Druck macht es heute Paaren nicht leicht, ihre Schwierigkeiten zu meistern. In den Medien wird uns ein Bild vorgegaukelt, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat und trotzdem viele Menschen aller Bildungsschichten verunsichert und zu Idealvorstellungen verleitet, die unlebbar sind. Sogar manche Psychologen vertreten öffentlich die Meinung, eine Beziehung wäre umso glücklicher, je mehr man sich anstrengen würde und ist sie es nicht, liegt es an der mangelnden „Arbeit“ an der Beziehung und diese würde hauptsächlich vom männlichen Part vernachlässigt!
So sollte es, wenn man/n sich nur genug bemühen würde, möglich sein
* Über Jahrzehnte hinweg eine leidenschaftliche sexuelle Beziehung zu erhalten
* Keine Geheimnisse voreinander zu haben
* Immer dieselben Interessen zu teilen
* Einander die besten Freunde und Vertrauten zu sein
* Die Liebe immer wieder völlig neu zu entdecken
* Keine Affären zu haben (ja, nicht einmal daran zu denken)
* Einander wortlos zu verstehen und wenn schon…
* … dann zumindest immer KONSTRUKTIV zu streiten!
Es wird uns vorgemacht, dass es genügen sollte, unsere beiden Herkunftsfamilien genau zu erforschen und zu analysieren, damit stünde uns der Weg in die Idealbeziehung offen. Nachlassende Leidenschaft wird pathologisiert und damit als „heibar“ angesehen, wenn man nur hart genug arbeitet. Verständlich, dass angesichts solcher Ansprüche viele Paare ihr gemeinsames Leben als gescheitert aufgeben und in einer neuen „Lebens-ABSCHNITTS-Partnerschaft“ hoffen zu finden, was ihnen der „alte“ Partner verweigert hätte.
Meiner Erfahrung nach ist nicht das Ausmaß der Unterschiedlichkeit der Beteiligten verantwortlich für die Qualität der Beziehung, sondern die Art und Weise wie man gelernt hat, damit umzugehen. Die Toleranz für die Differenz sollte wahrgenommen und erhöht werden. Keiner der beiden hat die Wahrheit für seine Gefühle gepachtet und diesem vermeintlichen Wahrheitsanspruch wird in der VT auch nicht nachgegangen. Die kognitive Verhaltenstherapie legt großen Wert auf eine individuelle Verhaltensanalyse der partnerschaftlichen Interaktion und arbeitet ganz gezielt im Hier und Jetzt und an der Zukunftsperspektive.
Durch Rollenspiele und -tausch lernt das Paar, sich in den anderen hineinzuversetzen, die eigenen Bedürfnisse so zu formulieren, dass sie verstanden werden können, ohne dass man sich angegriffen und verletzt fühlt und gleich in die Verteidigungsrolle gedrängt wird. Der Focus wird vom ewigen „was stört mich an dir“ zum „was wünsche ich mir und was kann ich selbst zum Gelingen beitragen“ verschoben. Vereinbarungen werden gemeinsam getroffen und in den anschliesenden Therapiestunden auf Ihre Tauglichkeit und praktische Lebbarkeit überprüft.